So ordnest Du Porträts in einem Triptychon an

Foto: Fernando Rodrigues

Was ist ein Triptychon überhaupt?

Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Bild. Es findet sich an vielen Stellen der Kunstgeschichte und ist aus vielen Gründen ein sehr beliebtes Format. Es ist so konzipiert, dass es gemeinsam als Einheit präsentiert wird. Dabei müssen die drei Bilder nicht dasselbe Motiv zeigen, aber gestalterisch zusammenpassen.

Triptychen können groß oder klein sein. Beispielsweise in Kirchen werden sie in Form einer aufklappbaren Tafel präsentiert. Sie werden entweder digital gemeinsam präsentiert oder die drei Bildteile physisch separat an die Wand gehängt.

Beispiel für ein Triptychon in der sakralen Kunst
Gemälde als Triptychon: Hans Memling, Das Jüngste Gericht (um 1470)

Es kann in jedem künstlerischen Medium wie der Zeichnung, Malerei und Fotografie verwendet werden, um ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk zu schaffen oder um eine Geschichte zu erzählen. Ab und zu wird auch in Fotowettbewerben nach der Einreichung eines Triptychons gebeten.

Triptychon-Beispiele aus meiner Arbeit

Für mich sollte eine Bildserie idealerweise auch eine Geschichte erzählen. Das habe ich bei den folgenden drei Fotos versucht.

Beispiel für ein Triptychon mit Porträts
Fotos: Sascha Bachmann

In Kulturen, die von links nach rechts schreiben, bedeutet der Blick nach Bildlinks „Vergangenheit“ und der Blick nach Bildrechts „Zukunft“. Im ersten Foto dieses Triptychons ist die Person im Bild nachdenklich und schaut links aus dem Bild, also in die Vergangenheit. Sie befindet sich vor einer dunklen Wand und hält eine kleine Blume in der Hand. Sie ist zwar kein „Mauerblümchen“, sitzt aber auf einer Schiene, was stellvertretend für einen Weg steht, auf den sie zurückschaut.

In der Mitte hat das Fotomodell der betrachtenden Person den Rücken zugekehrt, sie kommuniziert nicht mehr mit uns. Sie schaut auf den blauen Himmel mit Schäfchenwolken. Den Himmel können wir als Symbol für „Freiheit“ oder „Befreiung“ deuten.

Zu guter Letzt haben wir das letzte Bild, auf dem sie lächelt. Hinter ihr entleert die Feuerwehr einen Wassertank. Die entstehenden Fontänen haben etwas von Feuerwerk, von Feierlichkeit. Die Schiene, der Weg, befindet sich jetzt hinter ihr. Sie ist fröhlich und schaut rechts aus dem Bild in die Zukunft.

Tatsächlich hatte die abgebildete Person gerade eine Trennung hinter sich und diesen Fototermin von einer Freundin geschenkt bekommen. In diesem Triptychon wollte ich diese Geschichte abbilden.

Beispiel für ein Triptychon mit Porträts
Fotos: Sascha Bachmann

Die Bildformate links und rechts sollten immer gleich sein, um ein wirklich stimmiges Bild zu ergeben. Diese Kombination hier ähnelt der, die wir aus Kirchen kennen: In der Mitte ein Quadrat, links und rechts ein Hochformat. Wären die äußeren Fotos Türen, ließen sie sich schließen.

Serena kommt aus Sydney und ist mit einer sehr christlichen Mutter aufgewachsen. Das wollte ich mit stimmungsvollen und eingekehrten Bildern reflektieren.

Beispiel für ein Triptychon mit Porträts
Fotos: Sascha Bachmann

Aus dieser Porträtserie ließ sich auch eine kleine Geschichte bauen, wobei ich wieder auf die Kombination von zwei Quer- und einem Hochformat zurückgegriffen habe.

Das Fotomodell schaut im ersten und letzten Bild in die Kamera, ist aber am Anfang reserviert und im letzten aufgeschlossen. Beide Bilder haben das Format, welches wir aus Filmen kennen.

In der Mitte jedoch steht ein Hochformat. Sie ist erhöht, es gibt eine Treppe, die aufgestiegen werden muss zu ihr. Nachdem ihr dieser Respekt gezollt wird, ist sie im letzten Foto nicht mehr reserviert, sondern hat eine offene Körpersprache.

Zwei weitere Beispiele für Porträt-Triptychen

Beispiel für ein Triptychon mit Porträts
Fotos: Leilani Angel

Diese Porträts der Designerin Leilani Angel habe ich in dieser Reihenfolge angeordnet und zur Abwechslung drei Hochformate gewählt. Mir gefällt es, wenn das mittlere Bild größer ist, aber das ist reine Geschmackssache.

Das Modell kenne ich nicht persönlich, aber mir ist die Fröhlichkeit aufgefallen. Vielleicht ist sie Nervosität geschuldet? Die Person im Bild verschränkt zwar die Arme, aber ist trotzdem nicht verschlossen. Nicht immer bedeuten verschlossene Arme auch Abstand zum betrachtenden Menschen. In diesem Fall kann es auch Wärme und Selbstliebe bedeuten.

Für das mittlere Foto habe ich einen meditativen Moment gewählt und eine Perspektive, die nicht dem klassischen Porträt entspricht. Auf dem dritten Foto ist das Modell eingekehrt, ruhiger und wirkt auf mich ehrlicher und hat mehr Vertrauen gegenüber der Kamera. Auch ist der Hintergrund jetzt viel ruhiger, was mit der Emotion der Person korrespondiert.

An der Position der Armbanduhr kannst Du sehen, dass ich erste Foto gespiegelt habe. Das habe ich auch beim letzten Bild im ersten Beispiel getan. Es passt so einfach besser in die Gesamtkomposition und ermöglicht eine besser passende Gestaltung.

Fotos: Mitchell Griest

In diesem Triptychon vom Künstler Mitchell Griest habe ich das „klassische“ Porträt in der Mitte positioniert. Es ist eine Großaufnahme vom Gesicht des Fotomodells, dadurch wird eine intime Nähe aufgebaut.

Links uns rechts eingerahmt ist es von Porträts in der Einstellungsgröße „nah“, bei der es einen Abstand gibt, den wir aus normalen zwischenmenschlichen Interaktionen gewohnt sind. Das Modell versteckt sich und streckt die Zunge raus, ist also spielerisch.

Ich habe diese Kombination für das Triptychon gewählt, um das vorher und nachher eines Fototermins zu zeigen. Das Modell kann noch so „seriös“ in die Kamera schauen, am Ende ist es doch immer eine sehr künstliche Situation, die durch Späße und Grimassen gelockert werden muss. Nur so entsteht am Ende auch ein gutes Porträt, wenn man sich weder als fotografierende noch als fotografierte Person zu ernst nimmt.

Praktische Anwendung in sozialen Medien

Wie viele meiner Kolleg*innen nutze auch ich mein Instagramprofil als ein Portfolio, in diesem Fall für die Präsentation meiner künstlerischen Schwarzweiß-Fotografien. Dort ist jede Zeile im Profil ein Triptychon.

Die zusätzliche Herausforderung ist vielleicht, dass im Instagram-Feed dieses Triptychon verloren geht und die Fotos einzeln funktionieren müssen, wenn sie aber zur gleichen Zeit gepostet werden, befinden sie sich direkt untereinander und entfalten so auch gemeinsam ihre Wirkung.

Beachte beim Posten von Triptychen: Zuerst wird das rechte Bild publiziert, dann das mittlere und abschließend das linke der Bilder. Die Reihenfolge ist also umgekehrt.

Fazit

Triptychen sind eine meiner liebsten Darstellungen von Bilderserien. Sie können eine Geschichte erzählen und funktionieren unglaublich gut im digitalen Raum oder ausgedruckt an Wänden.

Gerade im Bereich Porträtfotografie besteht die Neigung dazu, viel zu viele Fotos zu publizieren. Sich nach einem Porträttermin auf drei Fotos zu beschränken und nur diese zu veröffentlichen, verbessert insgesamt die Qualität der eigenen Arbeiten. Einfach mal ausprobieren, es lohnt sich!

Teilen macht nachweislich Spaß ♥
Sascha Bachmann
Sascha Bachmann

Sascha arbeitet im Bereich Porträt- und Reportagefotografie seitdem er 2009 seine Fotografie-Ausbildung abgeschlossen hat. Er kommt aus dem brandenburgischen Strausberg und lebt seit 2001 in Berlin. Auf Fototouren durch Berlin und in Fotokursen bringt er anderen seine Leidenschaft für Kunst und Fotografie näher.

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